BAND 60: Eine dunkle Geschichte, S. 1 – 49
Der alte Michu ist ein grimmiger Typ, die gesamte Nachbarschaft, inklusive seiner eigenen Familie, zittert vor ihm. Er arbeitet als Verwalter eines ehemals adligen Landsitzes, seine einstigen Herren wurden entweder vertrieben oder vom Pöbel gelyncht. (Es ist das Jahr 1803, Napoleon wurde gerade zum Konsul auf Lebenszeit ernannt, Revolution und Terreur liegen noch nicht lange zurück.) Man weiß noch nicht genau, warum Michu so pampig ist und andauernd mit seiner Büchse herumspielt. Auf jeden Fall trägt er einen Klagebart: „Seit 1793 hatte er sich einen roten Vollbart stehen lassen. Wäre er auch während der Schreckenszeit nicht Vorsitzender eines Jakobinerklubs gewesen, so hätte allein diese Besonderheit seines Gesichts seinen Anblick schrecklich gemacht.“
Man selbst hat sich auch seit vier Wochen nicht mehr rasiert, wird den Klagebart jedoch nur bis Mitte November tragen, bis man den Ratgeber fertig geschrieben hat. Auf die Art fühlt man sich Michu verbunden und es scheint auch, dass er trotz seiner Miesepetrigkeit Gutes im Schilde führt.
Wie man nämlich erfährt, haben zwei adlige Söhne des Hauses Simeuse die Revolutionszeit überlebt und planen den Sturz Napoleons, um den Bourbonen zum Comeback zu verhelfen. Michu, als deren ehemaliger Verwalter, will ihnen helfen und die überall herumschnüffelnden Geheimbullen auf eine falsche Fährte locken. Dass dies nicht ganz einfach werden wird, merkt man spätestens, als der Name eines dieser Polizisten genannt wird: Corentin, die größte Nervensäge der Comédie, der einem schon bei Glanz und Elend der Kurtisanen und Die Kleinbürger krass auf den Keks ging.
Beste Stelle:
Wenn man merkt, dass man mit Michu noch mehr gemeinsam hat, als nur den Klagebart (auch wenn die Machtergreifung Napoleons im eigenen Leben eine geringere Rolle spielt): „Aber seit dem 18. Brumaire hüllte er sich in das tiefste Schweigen, das die Philosophie des Starken ist. Er kämpfte nicht mehr gegen die allgemeine Meinung an und begnügte sich, zu handeln.“
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