Zum vorherigen Beitrag

BAND 60: Eine dunkle Geschichte, S. 50 – 100

Zum Zeitpunkt der Handlung dieser Geschichte sind die Revolutionswirren längst vorbei. Napoleon bringt nach zehn Jahren wieder Stabilität in den Staat, die überlebenden Adeligen trauen sich langsam, das im Garten verscharrte Familiensilber auszugraben. Trotzdem kriegt man durch Balzacs bedrückende Beschreibungen eine Ahnung davon, wie schrecklich die Revolutionszeit gewesen sein muss. Assoziationen an totalitäre Systeme. Jeden Tag Denunziation, Verfolgung und Hinrichtung. Umso mehr verwundert es einen, dass man in der eigenen Schulzeit eine sehr romantische Version der Geschehnisse vermittelt bekam. Als wären Robespierre und Konsorten so eine Art uneigennütziger Robin Hood – Bande gewesen.

Die eigentliche Heldin des Bandes scheint jedenfalls die junge Laurence de Cinq-Cygne zu sein. Äußerlich eine unscheinbare graue Maus, steckt in ihr eine vom Hass auf Napoleon getriebene Jeanne d’Arc. Mit Verachtung blickt sie auf die halbherzigen Royalisten in ihrer Familie, die sich mit Napoleon arrangieren. Für sie gibt es nur Umsturz und Rückkehr der Bourbonen oder den Tod. Der Wahlspruch ihres Wappens lautet: „Singend sterben!“
Kein Wunder also, dass Michu seinen Kopf riskiert, um diesem Prachtweib zu helfen. Corentin und sein Kollege, von dem man erfährt, dass es niemand anderes als La Peyrade ist, wollen sie festnehmen lassen. Doch bevor sie ihre Falle zuschnappen lassen können, ist Michu längst mit Laurence auf der Flucht und bringt sie in eine geheime Klosterruine. Dort ist sie zwar erstmal sicher, doch gilt es nun, ihre Vettern zu retten, damit diese nicht ins offene Messer der Geheimpolizei laufen.

Beste Stelle:

Laurence de Cinq-Cygnes kriegerische Art der Andacht: „In diesem Augenblick betete Laurence, in ihrer Betstube kniend, leidenschaftlich für den Erfolg der Verschwörung! Sie bat Gott, den Mördern Bonapartes Hilfe und Beistand zu leisten! Sie flehte Gott voller Liebe an, diesen verhängnisvollen Mann zu zerbrechen.“

Weiterlesen