Die Beamten, Teil I

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BAND 49: Die Beamten, S. 1 – 38

Xavier Rabourdin ist ein mittlerer Verwaltungsbeamter mit großen Zukunftsaussichten. Die werden jedenfalls in erster Linie ins Feld geführt, als es um seine Heirat mit dem verwöhnten Bürgermädchen Célestine Leprince geht. Sowohl ihr Vater als auch ihre Mutter versprechen ihr, dass sie an der Seite Xaviers wunder was für Erfolge erleben wird. Doch dann bleiben diese Erfolge aus, zumindest stellen sie sich nicht sofort ein.
Célestine war weit davon entfernt, sich mit der Armseligkeit eines durchschnittlichen bürgerlichen Schicksals abzufinden.“ Sie macht Xavier die Hölle heiß, drängt ihn dazu, nicht immer so anständig und ehrlich zu sein, sondern auch mal seine Ellbogen einzusetzen. „Wie alle von einem leidenschaftlichen Gefühl getriebenen Frauen war sie, in ihren Gedanken und in ihren Plänen, über alle Maßen treulos und verschlagen.“

Um nicht zu verrohen, gründet Célestine einen Salon, in den sie jedes hohe Tier einlädt, das nicht bei drei auf den Bäumen ist. Sie stattet die Wohnung mit Nippsachen aus, für die sie sich verschulden muss. Dabei kriegt sie nicht mit, dass Xavier längst an einer Reform des Verwaltungssystems arbeitet, die ihn in eine Spitzenstellung katapultieren wird: „In der scheinbaren geistigen Starrheit des Politikers und in dem steten Inanspruchgenommensein des unermüdlichen Arbeiters meinte sie die gleichgültige Niedergeschlagenheit des Beamten, des von der Langeweile des Bureaus entnervten und von der hassenswertesten aller Miseren, von der Mittelmäßigkeit, die erlaubt, das Leben zu fristen, gebrochenen Menschen zu sehen.“
So ist es nun mal. Es reicht nicht, an einem großen Werk zu arbeiten, man muss sich damit auch wichtig machen, sonst kriegt es ja keiner mit. Schade, dass es damals noch kein Instagram gab, sonst hätte Xavier wenigstens dort mal die ein oder andere Story über seinen Fortschritt droppen können. Arme Célestine.

Beste Stelle:

Denn auch in der menschlichen Gesellschaft gibt es wie in der Natur mehr junge Keime als ausgewachsene Pflanzen, mehr Laich als Fische. Viele fähige Köpfe sterben ab wie Körner, die auf nackte Steine fallen. (…) Viel Berufene und wenig Auserwählte.“

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2 Gedanken zu “Die Beamten, Teil I

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