Man ist froh, dass man sich endlich durch Glanz und Elend der Kurtisanen gekämpft hat. Zweifelsohne ist es eines der wildesten und besten Bücher der Comédie humaine, vor allem der exzessive Epilog über den lieben Todtäuscher. Leider hatte man das nicht unbedeutende Handicap, dass man den Roman bereits kannte. Erneute Lektüre und der selbstauferlegte Zwang zum Kommentar hatten etwas Redundantes, fühlten sich mal wieder wie Lohnarbeit an.
Vielleicht ist man nach 10.000 gelesenen Seiten einfach müde vom Balzac-Projekt. Man ist stolz, dass man nebenbei eine komplette Biographie geschrieben hat, dass das nächste Buch bereits in Arbeit ist. Man möchte damit die eigene Müdigkeit rechtfertigen. Aber es hilft alles nichts. Vor einem liegen noch mehr als 6.000 Seiten, ein dicker Wälzer nach dem anderen. Mitgehangen, mitgefangen.
Während man diese Zeilen schreibt, wird vor dem Bierbrunnen ein bärtiger Mann von der Polizei überwältigt, er schlägt und tritt bei der Festnahme um sich. Angeheiterte Hertha-Fans, die sich Mut für das Spiel am Abend antrinken, geben ihren Senf dazu ab, der 80jährige Sitznachbar Klausi wettert derweil gegen Putin, Krieg und Lauterbach. Noch ein Bier, noch eine Prise Schnupftabak.
Das Leben scheint schön zu sein.
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