Die Kleinbürger, Teil I

Zum vorherigen Beitrag

Langsam aber sicher lichtet sich das Balzac-Dickicht, das noch vor einem liegt. Von den verbleibenden 42 Bänden sind etliche kurz bis sehr kurz, im Grunde gilt es auf dem Weg zum letzten Satz nur noch drei dicke Schinken zu bewältigen. Namentlich sind das Vetter Pons, Tante Lisbeth und Die Kleinbürger, letzterer überhaupt der zweitlängste Roman nach Verlorene Illusionen. Statt sich also davor zu drücken, beißt man direkt zu. Bei einer Gesamtheit von über 16.000 Seiten sollten einen 800 nicht schrecken.

BAND 52: Die Kleinbürger, S. 1 – 50

Ort der Handlung ist das Haus der Thuilliers, in dem einige bereits bekannte Figuren leben, vor allem aus dem Band Die Beamten. Man wartet derweil lieber mit Aufzählungen, weil man noch nicht einschätzen kann, wer im weiteren Verlauf der Geschichte eine Rolle spielen wird. Die Familie der Hauseigentümer besteht aus der alten, herrschsüchtigen Junger Fräulein Thuillier, ihrem Bruder, dem sogenannten schönen Thuillier, einem Beamten in Pension, und dessen Frau, die hauptsächlich dadurch charakterisiert wird, dass sie ihm kein Kind gebären kann.
Weil er darunter leidet, bittet der schöne Thuillier die Gattin seines besten Freundes Colleville um Hilfe. Man darf annehmen, dass die eineinhalb Jahre später geborene Celeste Colleville ein uneheliches Kind ist. Jedenfalls werden die Thulliers Paten der Kleinen, die um 1840 (dem Jahr, in dem die Geschichte spielt) heiratsfähig und daher der Mittelpunkt des allgemeinen Interesses ist.

Beste Figur:

Celeste Thuillier, die bemitleidenswerte Frau des schönen Thullier: „Nach ihrer Heirat war Celeste eine kleine, widerwärtig fade Blondine, dick, träge und sehr dumm. Ihre zu große und übermäßig vorspringende Stirn ähnelte der eines Wasserkopfes, das unverhältnismäßig kleine Gesicht unter dieser wachsfarbenen Kuppel lief spitz wie ein Mäuschenschnäuzchen aus und ließ bei manchen Besuchern die Ansicht aufkommen, daß sie früher oder später irrsinnig werden würde. Ihre blaßblauen Augen und ihr fast starres Lächeln auf den Lippen widersprach dem nicht.“

Beste Stelle:

Die Beschreibung des typischen Lebensabends eines Beamten: „einige sterben, viele werden Angler, eine Zerstreuung, deren Leere ihrer früheren Bureauarbeit entspricht;“

Weiterlesen

2 Gedanken zu “Die Kleinbürger, Teil I

  1. Pingback: Kehrseite der Geschichte unserer Zeit, Teil VI | CLINT LUKAS

  2. Pingback: Die Kleinbürger, Teil II | CLINT LUKAS

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..