BAND 52: Die Kleinbürger, S. 51 – 100
Endlich wird die Hauptfigur des Romans enthüllt, nachdem Balzac über viele Seiten ein tierisches Aufhebens darum hat: Theodosius de la Peyrade, ein 26jähriger Anwalt, der ebenfalls Mieter im Hause der Thuilliers ist. Im kurzen biographischen Abriss horcht man auf: Er ist der Neffe des alten Spions aus Glanz und Elend der Kurtisanen, dessen Tochter Lydia von Todtäuschers Schergen vergewaltigt wurde und der seinen Kampf gegen den Meister der Unterwelt nicht überlebt hat.
Theodosius ist ein intrigantes Früchtchen, dessen Beschreibung vom homoerotischen Traum schnell ins Absurde kippt: „Es gibt (…) eine Sorte blonder oder hellbrünetter Männer mit weißem Teint und beinahe zärtlichem Ausdruck, deren Augen eher matt, ruhig und schmachtend sind (…) Es kocht in ihnen eine Art Galle, ein bitterer Hohn, der ihnen zu Kopf steigt und sie zu brutalen Handlungen, die scheinbar kühl ausgeführt werden, hinreißt. (…) In der Umgegend von Avignon geboren, war der junge Provenzale mit dem erwähnten Namen von mittlerer Statur, wohlproportioniert, beinahe dick, von farblosem Teint, der weder blaß, noch matt, noch leuchtend, sondern gallertartig war.“
Da hat man doch gleich ein Bild vor Augen.
Der Gute hat es sich in den Kopf gesetzt, die junge Celeste zu heiraten und zettelt dafür einige Intrigen im Haus an.
Beste Stelle:
Ein kolportierter Mythos, den man als User von Schnupftabak nur zu gern weitertragen wird: „Napoleon war ein großer Mann, und die Einzelheiten, die sein Genie bezeugen, sind in Anekdoten enthalten: er nahm fünf Prisen Tabak in der Minute aus ledergefütterten Taschen, die in seine Weste eingenäht waren.“
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