Die falsche Geliebte, Teil I

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Gestern mit dem Kind den letzten STAR WARS – Film geschaut, den sie noch nicht kannte. Die Rache der Sith, der schlimmste von allen. Das Massaker an den Jedi auch für einen selbst schwer verdaulich, selbst wenn das Geschwafel dieses protestantischen Ordens über die erste Trilogie hinweg unerträglich ist. Trotzdem sieht man nicht gern, wenn jemandem in den Rücken geschossen wird. Als dann am Schluss auch noch Natalie Portman stirbt, fließen die Tränen bei der Tochter in Strömen. Und weil ihre Tränen rühren, ebenso wie das Beobachten ihrer ersten rudimentären Berührungen mit dem Tod, heult man gleich mit.
Merkwürdigerweise hat sie am Ende des besten STAR WARS – Filmes, nämlich Rogue One, überhaupt nicht geheult, dabei sterben da einfach mal alle. Aber immerhin hat der Tod in diesem Fall einen klar erkennbaren Nutzen.
Jedenfalls insgesamt positiv überrascht von der ersten Trilogie, die als Schund abgespeichert war. Zumindest die Thematik des Auserwählten, der sich dem Bösen zuwendet, in Hollywood-Formaten einmalig. Pädagogisch wertvoll, um dem Kind Arroganz und Egoismus auszutreiben. Ansonsten natürlich viel Disney-Kitsch. Und Jar Jar Binks. Der soll ja die meistgehasste Figur in der STAR WARS – Community sein. Wenn sich einer dieser selbstgerechten Fans über Jar Jar beschwert, muss man sagen: Denke daran, dass STAR WARS ein Märchen für Kinder ist. Dann ein Foto vom Gesichtsausdruck machen. Ergebnis müsste in etwa das Gleiche sein, wie wenn man zu einem BVB-Fan sagt: Ach, Dortmund hat einen eigenen Fußballverein?

BAND 24: Die falsche Geliebte, S. 1 – 47

Man nähert sich langsam dem Ende der ersten Säule des Comédie-Gebäudes. Noch vier Bände, dann geht’s weiter mit den Szenen aus dem Provinzleben. Derweil eine kurze Erzählung, die zwei neue Figuren einführt, nämlich Clementine du Rouvre und ihren Mann, den polnischen Grafen Adam Mizislas Laginski: „Man gestatte mir, die Namen so zu schreiben, wie sie gesprochen werden, denn ich möchte den Lesern den Anblick der Verschanzungen von Konsonanten ersparen, mit denen die slawische Sprache ihre Vokale umgibt, sicherlich damit sie bei ihrer geringen Zahl nicht verloren gehen.“ Um 1835 sind die beiden noch relativ glücklich verheiratet, Clementine entwickelt gerade erst einen leichten Überdruss gegen Adam, der zwar reich ist, aber eben nur reich: „Es gibt zwei Sorten Polen, wie es zwei Sorten Engländerinnen gibt. Ist eine Engländerin nicht schön, so ist sie abstoßend häßlich. Und Graf Adam gehört zur zweiten Gattung.“

Um sich die Langeweile zu vertreiben, will Clementine irgendwann wissen, was es eigentlich mit Kapitän Paz auf sich hat, dem Hausfaktotum. Der kümmert sich zwar um sämtliche Belange ihres luxuriösen Lebens, aber als echte Dame hat sie natürlich keinen Überblick über ihr Personal. Adam erzählt, dass der Kapitän ein verarmter Graf ist, der mit ihm durch Krieg und Gefangenschaft ins Exil gekommen ist. Die neugierig gewordene Clementine besteht darauf, dass der Kapitän sie in die Oper begleitet. Ansehnlich, aber wortkarg, weiß dieser zu faszinieren: „Wahrhaftig, für eine romantisch veranlagte Frau hatte der scharfe Kontrast zwischen dem Kapitän und dem Grafen etwas Burleskes gehabt. Hier ein schöner Kriegsmann, dort ein kleiner Pole mit verkniffenem Gesicht, hier ein Paladin, dort ein Palatiner (Pfälzer).“
Als Mitglied dieses letztengenannten Völkchens von Beutedeutschen muss man kurz und herzlich über den Vergleich lachen.
Der Grund für die Einsilbigkeit des Kapitäns liegt auf der Hand: Er ist unsterblich in Clementine verliebt, aber seinem Freund Adam in Treue ergeben. Ein Dilemma, dem er zu entkommen sucht, indem er den Langweiler mimt. Clementine lässt jedoch nicht locker, fängt an zu flirten. Woraufhin der Kapitän keinen anderen Ausweg sieht, als eine falsche Geliebte zu erfinden, eine Artistin aus dem Zirkus, die ihm angeblich sein Herz geraubt hat.

Beste Stelle: „Die Liebe gibt zuerst mehr, als sie hat, zuletzt weniger, als sie empfängt.“

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2 Gedanken zu “Die falsche Geliebte, Teil I

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