Die kleinen Nöte des Ehelebens, Teil II

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BAND 89: Die kleinen Nöte des Ehelebens, S. 54 – 108

Wo es auf den ersten fünfzig Seiten noch halbwegs stringent zuging, merkt man dem Buch immer mehr an, dass es aus mehreren unzusammenhängenden Texten besteht, die Balzac über viele Jahre hinweg in Zeitungen veröffentlicht hat. Was ja nichts Schlechtes ist. Es fällt nur schwer, einen roten Faden darin zu erkennen, anhand dessen man einen Kommentar verfassen könnte.
Caroline geht ihrem Adolphe weiter hart auf die Nerven. Erst will sie einen Landsitz haben, als er ihr einen kauft, merkt sie, dass es auf dem Land stinklangweilig ist: „Das von Caroline so glühend gewünschte Landhaus ist zu einer teuflischen Erfindung Adolphes geworden, zu einer Falle, in der sein Rehlein sich gefangen hat.“
Zurück in Paris nörgelt sie solange herum, bis ihrem Mann der Kragen platzt. In seinem Ärger reagiert er so, wie die Briten, die für den Brexit gestimmt haben, wie die Wähler von Trump, LePen und Afd: „Adolphe ist von dem Gedanken verführt worden, der sich aller Leute bemächtigt und bemächtigen wird, die in irgendeiner üblen Lage sind, zu wissen, bis wie weit das Übel gehen kann! Durch einen praktischen Versuch herauszubekommen, welche Verheerungen das Feuer anzurichten vermag, wenn man es sich selbst überläßt, wobei man die Macht empfindet oder sich zutraut, ihm Einhalt zu gebieten.“
Wie immer in solchen Situationen wird natürlich alles noch schlimmer. Caroline übernimmt zwar die ihr angebotene Führung des Haushaltes, stürzt jedoch die Familie in Schulden. Das beschert Adolphe zwar den Triumph, sie als unfähig zu entlarven, viel besser wird die Stimmung zwischen den beiden dadurch aber nicht. Immerhin kündigt Balzac für den zweiten Teil des Buches an, mal wieder gegen die Männer auszuteilen. Denn bisher war die Sache ziemlich einseitig.

Beste Stelle:

Der tiefsinnigste Autor versteht nicht immer, und man kann sogar sagen, versteht nie die unterschiedlichen Sinngehalte seines Buchs, noch dessen Tragweite, noch das Gute und das Böse, das er verursacht hat“.

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2 Gedanken zu “Die kleinen Nöte des Ehelebens, Teil II

  1. Pingback: Die kleinen Nöte des Ehelebens, Teil I | CLINT LUKAS

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