BAND 80: Seraphita, S. 122 – 202
Zur Rede gestellt, ob sie nun ein Engel oder ein Dämon oder ein Elb ist, oder einfach nur ein krasses Ding an der Waffel hat, sagt Seraphita: „Ich wünsche sehr, lieber Pfarrer, nichts vergeblich zu reden!“ Im Anschluss, es war nicht anders zu erwarten, lässt sie einen Monolog los, der ganze 33 Seiten dauert. Die elend langen Konversationsszenen bei Dostojewski sind ein Scheißdreck dagegen. Freundin Aviva aus Israel meinte mal dazu: „Those Russians… They’ll never use one word when twenty will do.“ Gleiches könnte man von Seraphita sagen. Sie bringt eine Art verschwurbelten Gottesbeweis, von dem einem nicht nur als Leser die Ohren klingeln. Auch der Pfarrer, Wilfried und Minna wissen nicht mehr, wo ihnen der Kopf steht.
Die einzige wirklich interessante Info ist derweil, dass Seraphita nur deshalb keine ihrer Verehrer erhören kann, weil sie auf ihre bevorstehende Heirat wartet. Mit wem? Na, mit dem Herrgott persönlich, ist doch klar. Gemeinsam mit Minna und Wilfried steigt sie auf ins Himmelreich, wo sie als Seraph ins Allerheiligste eingeht. Den beiden armen Menschlein wird klar: Sie sahen Seraphita deshalb abwechselnd als Mann und als Frau, weil es im Himmel keine Geschlechter gibt. Wenn das mal keine tolle Nachricht für die non-binäre Community ist.
Beste Stelle:
„Nur Männer mögen zu ermessen, welche Wut ein Weib in der Seele des Geliebten erregt, wenn die Eigensinnige den Kopf schüttelt und zu ihm, der alle Kräfte aufbietet, um seiner Herrin seine Macht, seine Stärke, seinen Verstand oder seine sonstigen Vorzüge zu beweisen, spricht: ,Das ist nun grade nichts besonderes!’“
Pingback: Seraphita, Teil II | CLINT LUKAS
Pingback: Die Marana, Teil I | CLINT LUKAS