Der verstoßene Sohn, Teil I

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BAND 78: Der verstoßene Sohn, S. 1 – 83

Die Gräfin Jeanne d’Hérouville hat ein Problem: Obwohl sie erst im siebten Monat schwanger ist, setzen in einer schicksalshaften Nacht die Wehen ein. Das ist deshalb ein Problem, weil ihr Mann, der Graf, ein garstiger Gewaltmensch ist. Niemals würde er glauben, dass dieses Frühchen von ihm ist, sondern sich stattdessen in seinem Verdacht bestätigt sehen, dass die Gräfin ihn zwei Monate vor der Hochzeitsnacht mit einem anderen betrogen hat.
Ob die Gräfin ihm nun treu war oder nicht – in einer Art self-fulfilling prophecy kommt das Kind. Der hinzugerufene Arzt Beauvouloir schützt Mutter und Kind vor dem Zorn des Grafen, der sich alsbald wieder beruhigt, sogar zärtlich tut. Dem durchtriebenen Blick, den er auf seinen Sohn Etienne richtet, ist jedoch anzumerken, wie der Hase läuft: „Beide Mächte rieten ihm, das Hinscheiden der Frühgeburt der Natur anheimzustellen und bis zur Geburt eines zweiten gesunden Sohnes abzuwarten, um sich dann den Teufel um das Leben seiner Frau und seines Erstgeborenen zu scheren.“

Zum Glück muss der alte Haudegen erstmal für eineinhalb Jahre in den Krieg, sodass Jeanne mit ihrem Etienne allein ist. Als er dann zurück kommt, ist sie dermaßen furchtsam, dass sie ihn damit gleich wieder verärgert. Man muss aber auch dazu sagen, dass er ziemlich launisch ist. Im einen Moment so: „Ich will von dem kleinen Ungeheuer, das ihr da in Euren Armen haltet, nie mehr etwas sehen noch hören, denn es ist Euer Kind und nicht das meine. Hat es auch nur einen einzigen meiner Züge? Beim leibhaftigen Gott! Versteckt es gut, sonst…“
Und im nächsten Moment dann: „Jeanne, mein Täubchen (…) tragt mir nichts nach und gebt mir Eure Hand. Man weiß nie, wie man’s euch Frauen recht machen soll.“
Sie gebiert ihm noch einen zweiten Sohn namens Maximilien, der genauso ein Grobian wird, wie sein alter Herr. Etienne wird für eine Kardinal-Laufbahn bestimmt und in eine Fischerhütte am Meer gesperrt. Versteht sich, dass die Gräfin an ihrem eigenen Unglück stirbt. Der verstoßene Sohn ist fortan auf den Schutz des Arztes Beaulouvoir angewiesen.

Beste Stelle:

Die verschiedenen Formen der Bildung, die Jeanne ihrem Sohn gern angedeihen lassen möchte: „,Wenn irgendeine liebende Frau wie ich ihn in das Liebesleben einführen würde, könnte er glücklich werden!‘ dachte sie oft.“ Huiuiui.

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2 Gedanken zu “Der verstoßene Sohn, Teil I

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