Maître Cornélius, Teil I

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BAND 74: Maître Cornélius, S. 1 – 43

Eine Geschichte, die 1479 in Tours spielt. Man kann sich also gleich die Hoffnung abschminken, liebgewonnene Bekannte wie Rastignac oder Diane de Maufrigneuse wieder zu treffen. Auf der anderen Seite muss man sich sowieso langsam von ihnen verabschieden, denn die Comédie neigt sich ihrem Ende zu.
In der Kathedrale nähert sich während der Messe ein junger Kavalier seiner Angebeteten. Leider ist sie verheiratet mit dem überaus eifersüchtigen Grafen Aymar de Poitiers, der neben ihr in der Kapelle eingenickt ist. Was ihr droht, wenn er von dem Techtelmechtel was mitkriegen sollte, macht sie schnell deutlich. Denn obwohl sie eine Tochter des Königs Ludwig XI. ist, hat der Graf unumschränkte Macht über sie. Der Kavalier lässt sich jedoch nicht beirren, sondern schwört ihr, dass er sie befreien und heiraten will. Sein Plan: Er wird sich beim Nachbarn des Grafen als Gehilfe anstellen lassen, dann in der Nacht übers Dach zu seiner Liebsten schleichen und mit ihr türmen.
Als ob dieser Plan nicht schon knifflig genug wäre, handelt es sich bei dem Nachbarn um Maître Cornélius, den Finanzverwalter und Freund des Königs. Sämtliche Diener und Gehilfen, die bisher für ihn gearbeitet haben, hat er des Diebstahls bezichtigt und hinrichten lassen. In der Stadt halten ihn alle für einen Hexenmeister. Als echten Edelmann, der sich zur Tarnung nun Philippe Goulenoire nennt, kann den Kavalier das natürlich nicht abschrecken: „Himmel und Erde herauszufordern durch die kühnsten Umarmungen und Küsse; bei jedem Wort zu wissen, daß ihm der Tod oder zumindest ein blutiger Kampf folgen könne; all diese wollüstigen Vorstellungen und die romanhaften Gefahren des Unternehmens bestärkten den jungen Mann in seinem Entschluß.“

Beste Stelle:

Das Detail, das dem guten Philippe bei all seiner Abenteuerlust entgeht. Feminismus war in den 70s des 14. Jahrhunderts offenbar noch nicht so verbreitet: „Er war ganz erfüllt von dem ritterlichen und leidenschaftlichen Geist seiner Zeit. Denn daß die Gräfin es wagen könnte, ihm inmitten so tödlicher Bedrohungen die süßeste Freude der Liebe zu verweigern, kam ihm nicht in den Sinn.“

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2 Gedanken zu “Maître Cornélius, Teil I

  1. Pingback: Jesus Christus in Flandern | CLINT LUKAS

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