Der Landpfarrer, Teil IV

Zum vorherigen Beitrag

Frisch, frei und unverkatert startet man in den Tag, obwohl man am Abend Sekt, Wein, Bier und Cognac wild durcheinander getrunken hat. Anlass war die Staatsopern-Aufführung von „Der Barbier von Sevilla“, die erste musikalische Komödie, der man beiwohnen durfte. Und möglicherweise die letzte. Rossinis Musik (vor allem die Ouvertüre) war ein inneres Blumenpflücken, doch dieses Gehampel der Darstellerinnen und Darsteller auf der Bühne ist mehr als befremdlich. Man findet, erwachsene Menschen sollten sich weder auf den Rücken fallen lassen und mit den Beinchen strampeln, noch ihren Kollegen in den Hintern treten. Das mag im Cirque du Soleil die Bauern beflügeln, in der Oper kann man das sein lassen.
Dass man hier wieder so elitär von der Leber weg fabulieren kann, liegt übrigens daran, dass man noch am Donnerstagabend den Ratgeber zu Ende geschrieben und an die Lektorin geschickt hat. Dadurch befindet man sich in der merkwürdigen Lage, dass man außer diesem Blog kein aktuelles Projekt hat. Man könnte zwar direkt am Vaterroman weiter arbeiten, doch ein paar Tage zum Auffrischen der inneren Quelle können nicht schaden.

BAND 65: Der Landpfarrer, S. 151 – 200

Nach seinem Geständnis wird Tascheron geköpft. Was genau er gesteht, also welche Liebhaberin er nun gedeckt hat, kriegt man als Leser nicht verraten. Doch da die gute Veronika im Anschluss an die Hinrichtung prompt aufs Krankenbett sinkt, kann man sich schon denken, wie der Hase läuft. Als kurz darauf noch ihr alter Ehemann stirbt, wird sie zwar über Nacht zur reichsten Frau des Arrondissements, hat jedoch den Lebenswillen verloren. Zumindest wird das vom Autor behauptet. Es braucht dann aber nur einen kurzen Anschiss des Abbé Bonnet, um ihr den Kopf gerade zu rücken: „Sie sind nicht Richter in Ihrer eigenen Sache, Sie pfuschen Gott ins Handwerk (…) Sie haben weder das Recht, sich selbst zu verdammen, noch das Recht, sich selbst freizusprechen. Gott ist ein großer Endrichter aller Prozesse, meine Tochter.“
Nach diesen einfühlsamen Worten beschließt Veronika, das Land um Montégnac zu kultivieren. Sieht so aus, als würde Balzac wieder eine Runde „Civilization“ zocken wollen. Es folgen jedenfalls einige Seiten mit Betrachtungen über Bewässerungstechnik. Na, servus.

Weiterlesen

2 Gedanken zu “Der Landpfarrer, Teil IV

  1. Pingback: Der Landpfarrer, Teil III | CLINT LUKAS

  2. Pingback: Der Landpfarrer, Teil V | CLINT LUKAS

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..