BAND 65: Der Landpfarrer, S. 1 – 50
Der reich gewordene Alteisenhändler Sauviat und seine Frau haben eine Tochter namens Veronika. Als Kind ist sie so wunderschön, dass man sie in ganz Limoges „die kleine Madonna“ nennt, doch dann wird ihr Gesicht durch die Pocken entstellt. Sie lebt für die Kirche und die Lektüre romantischer Romane, bis sie mit achtzehn an den schwerreichen, 47jährigen Bankier Graslin verheiratet wird. Der ist auch eher Frosch als Prinz: „Graslin war klein und mager, hatte dickes schwarzes Haar, das einem Roßhaarbesen glich. Sein Gesicht war rot wie das eines ausgepichten Säufers und hatte Pickel, die zum Teil schon bluteten, zum Teil jeden Augenblick aufzubrechen drohten.“
Die jeweilige Hässlichkeit des anderen stört die beiden nicht, weil sie weder seelisch, noch körperlich aneinander interessiert sind. Nachdem Veronika in Graslins riesiges Haus gezogen ist, flieht sie wieder in ihre Bücher, er widmet sich der Arbeit. „Diese geheime Scheidung machte sie traurig und glücklich zugleich; sie hatte auf die Mutterschaft gerechnet, um ihrem Leben einen Inhalt zu geben; aber bei ihrem gegenseitigem Verzicht hatten die beiden Ehegatten das Jahr 1828 erreicht, ohne ein Kind bekommen zu haben.“
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