Es ist vermutlich der vorletzte, vielleicht sogar der letzte Tag, an dem man am COOL TROTZ KIND – Ratgeber arbeiten wird. Von 192 vereinbarten Seiten sind bereits 183 fix und fertig geschrieben, die übrigen 9 Seiten gehören zu einem satirischen Glossar, das man mit hoher Frequenz und Gagdichte aufs (virtuelle) Papier wirft. Durch die ständige Arbeit im Bierbrunnen fühlt man sich erschöpft und aufgeschwemmt, doch für die Kunst mussten seit jeher Opfer gebracht werden. Das Glücksgefühl, dass man es in diesem Jahr geschafft hat, neben diesem täglichen Blog (heute Tag 283) zwei Bücher zu schreiben, überwiegt sogar die gerade abgeschlossene und überaus unerfreuliche Lektüre von Der Landarzt.
Bevor man nun also ohne Pause zu dem nächsten Band mit dem abschreckenden Titel Der Landpfarrer übergeht, gönnt man sich mal wieder einen Tag Balzac-Pause. Und fragt sich: Hat man als 37jähriger Hanswurst, der gerade einmal acht Bücher geschrieben hat, überhaupt das Recht einen Meister zu kritisieren, der in zwanzig Jahren über sechzig Romane und Novellen schrieb? Würde Balzac einem nicht vor Wut seinen türkisbesetzten, goldenen Spazierstock ins Kreuz schlagen? Und täte er nicht recht daran?
Freund Stefan aus Wien meint dazu, dass es keine besondere Leistung ist, Bücher zu lesen, die einem gefallen. Sich dagegen durch geschwätzige, schlechtgeschriebene Machwerke zu kämpfen, zeugt zumindest von einer gewissen Ausdauer. Man selbst findet, dass einen allein die exzessive Beschäftigung mit diesem Mammutwerk zu einer gewissen Respektlosigkeit ermächtigt. Von engen Freunden lässt man sich eher kritisieren, als von Fremden. Und wenn man nach 64 gelesenen Bänden etwas mit Fug und Recht behaupten kann, dann dieses: Mit keinem der eigenen Freunde hat man in diesem Jahr mehr Zeit verbracht als mit Honoré de Balzac.
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