Der Landarzt, Teil V

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BAND 64: Der Landarzt, S. 201 – 244

Endlich mal eine spaßige Stelle in diesem sonst so deprimierend geschwätzigen Buch. Benassis und Genestas verstecken sich auf dem Dachboden einer Scheune, um die Bauern zu belauschen, die sich dort zum Plaudern treffen. Auch das Gräbermädchen ist dabei und will Geschichten über Napoleon hören. Ein alter Soldat, der auf sämtlichen Feldzügen dabei war, lässt sich nicht lange bitten und gibt einen kompletten Abriss der Laufbahn des Kaisers zum besten. Originell wird der naive Bericht dadurch, dass der Soldat fest davon überzeugt ist, dass Napoleon einen Pakt mit Gott geschlossen hat, durch den er weder von Kugeln noch Kartätschen verletzt werden kann und den Sieg immer auf seiner Seite hat: „Wir haben hintereinander drei verschiedene Armeen aufgefressen, vier österreichische Generäle getötet, einer davon, ein Alter mit weißem Haar, ist bei Mantua wie eine Ratte im Stroh verbrannt. Die Könige haben auf den Knien um Gnade gebeten. Der Friede war erreicht. Hätte das ein Mensch alles tun können?“

Durch die Wiederaufrichtung der Religion in Frankreich erfüllt Napoleon seinen Pakt und bleibt deshalb weiter siegreich. An den Niederlagen in Ägypten, Russland, Leipzig und Waterloo trägt er keine Schuld, das waren die anderen. Seine Soldaten sind treu bis zum Tod: „Wir schlugen uns so heftig, daß jeder andere als der Franzose dabei kaputt gegangen wäre. Aber ihr dürft nicht vergessen, daß der Franzose ein Philosoph ist, der weiß, daß er früher oder später sterben muß. Und so starben denn auch alle, ohne zu murren“. Der einzige, der nicht stirbt, ist der Kaiser, dessen Tod sind laut dem Soldaten fake news.
Der größte Witz kommt jedoch zum Schluss, als Genestas und der Doktor wieder allein sind. Der Major möchte gern wissen, warum Benassis Paris verlassen hat und so zurückgezogen lebt. Daraufhin der Doktor, nachdem er einen mit 200 Seiten Monolog malträtiert hat: „Herr Hauptmann, ich hasse es, von mir selbst zu sprechen. Schon gestern hat es mich mehrmals Überwindung gekostet, Ihnen die verschiedenen Verbesserungen, die ich hier erzielt habe, zu erklären“. Zum Totlachen, wirklich zum Totlachen.

Beste Stelle:

Ein guter Reisetipp, falls man noch unentschlossen ist: „Die Ägypter, müßt ihr wissen, sind Leute, die, so lange die Welt besteht, Riesen zu Herrschern gehabt haben und die Heere besitzen, so zahllos, wie die Ameisen; es ist ein Land der Genien und der Krokodile, wo sie Pyramiden gebaut haben, so hoch, wie die Berge, unter denen sie ihre Könige begraben, damit sie frisch bleiben, was ihnen anscheinend sehr viel Spaß macht.“

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2 Gedanken zu “Der Landarzt, Teil V

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