BAND 63: Die Königstreuen, S. 196 – 247
So richtig versteht man nicht, warum Hulots Soldaten so leichtsinnig sind, im Hauptquartier ihrer Feinde zu kampieren. Als Sicherheit haben sie nur das Versprechen Maries, dass ihnen keine Gefahr droht. Allerdings ist die Gute nicht gerade eine sichere Bank. Im einen Moment findet sie die Königstreuen toll, im nächsten ekelt sie sich vor ihnen. Dem Marquis versucht sie ins Gewissen zu reden: „Was erwarten Sie von einem König, dem Ihre Hände wieder zum Thron verholfen haben? (…) Könige sind ja die Gesalbten Gottes, und geweihte Dinge zu berühren, ist gefährlich.“
Es kommt zu einem Abendessen der Royalisten, an dem auch Hulots Offiziere teilnehmen. Eine heikle Situation, an der Marie „in gewisser Weise schuld war durch eine Unüberlegtheit, wie sie Frauen, gewohnt, mit allem ihr Spiel zu treiben, in den entscheidendsten Handlungen des Lebens oft bekunden.“
Dieses Spiel fällt freilich nicht ihr selbst auf die Füße, sondern den Deppen, die ihr vertraut haben. Auf ein Zeichen der Frau von Gua (die vermeintliche Mutter des Marquis‘ und die Frau, die im ersten Kapitel die Kutsche mit geplündert hat) werden sechzig Soldaten und die sympathischen Offiziere Hulots hingerichtet. Und das alles nur, weil der Marquis herausgefunden hat, dass Marie keine echte de Verneuil ist, sondern eine bürgerliche Spionin. Mithilfe ihrer Dienerin kann sie entkommen, der Marquis driftet in den Fanatismus ab: „Die hingeschlachteten Blauen, die beiden (…) Offiziere, die alle unschuldig waren an dem Verbrechen, für das er Vergeltung forderte, sie alle waren unter seinen Händen nichts, als die Karten, die ein Spieler in seiner Verzweiflung verschlingt.“ So langsam findet man die königstreuen Marodeure nicht mehr so toll.
Beste Figur:
Der leider ermordete Offizier Merle, man hätte ihn gern noch eine Weile dabei gehabt: „Sie konnte nicht anders, als Merles Gesicht bewundern, so völlig entsprach der fröhliche Offizier den Vorstellungen, die man sich gern von jenen französischen Soldaten macht, die mitten im Kugelregen sich ein Liedchen pfeifen und auch nicht vergessen, über einen Kameraden, der schlecht zielt, einen Witz zu reißen.“
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