BAND 63: Die Königstreuen, S. 148 – 196
Marie von Verneuil fragt ihren Marquis direkt nach seiner Identität. Statt sich ihr anzuvertrauen, lügt er sie an. Das findet sie doof, weil sie anscheinend eh schon bescheid weiß. Obwohl die beiden sich pausenlos schmachtende Blicke zuwerfen, geht es mit ihrer love story nicht richtig voran. Das liegt einerseits an den vielen Störungen: Corentin steckt dauernd sein Rattengesicht in den Wagen, bisweilen auch einer von Hulots Offizieren. Außerdem sitzt eine Frau mit im Wagen, die sich für die Mutter des Marquis‘ ausgibt, aber offensichtlich zu den Königstreuen gehört (und eifersüchtig auf Marie ist).
Dazu kommt, dass Marie plötzlich anfängt, kokett zu werden. Dabei hat Balzac sie doch als so zielstrebig in Liebesdingen vorgestellt. Im einen Moment gestehen sie und der Marquis sich ihre Zuneigung, im nächsten giften sie herum. Schließlich droht Marie ihm sogar mit seiner Auslieferung, nur um zu sehen, wie er reagiert: „Einem wilden Eingeborenen ähnlich, durchforschte sie die Züge ihres an den Pfahl gebundenen Feindes und schwang die Mordkeule voller Anmut, kostete eine unschuldige Rache und strafte wie eine Frau, die trotz allem noch liebt.“
So sehr, dass sie ihm mal ihre eigenes Geheimnis verraten würde, liebt sie den Marquis derweil nicht. Man bezieht für die Nacht Quartier in einem zerfallenen Schloss, ohne die Romanze von der Stelle bewegt zu haben. In den Büschen lauern die Chouans, um über die republikanischen Soldaten herzufallen. Und die vermeintliche Mutter des Marquis murmelt dunkle Flüche: „Ja, ja, ich bin ihnen im Wege (…) Mir aber wird dieses Geschöpf bald nicht mehr im Wege sein. Der Teich soll, bei Gott, ihr Grab werden!“
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