Eine Episode aus der Zeit der Schreckensherrschaft

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BAND 59: Eine Episode aus der Zeit der Schreckensherrschaft

Es ist das Jahr 1793, Robespierre und seine Schergen machen Jagd auf alles, was nach Adel oder Kirche riecht. Eine Frau eilt durch die dunklen Straßen, sie wird verfolgt. In einer Konditorei kauft sie für ihr letztes Goldstück eine geheime Schachtel, bricht dabei vor Angst vor ihrem Verfolger fast zusammen. Der Konditor will ihr helfen, kommt aber kurz darauf wieder leichenblass in den Laden zurück: „,Willst du, daß uns der Hals abgeschnitten wird, elende Aristokratin?‘ schrie er wütend. ,Mach daß du uns deine Hacken zeigst. Laß dich nie wieder hier blicken, und rechne nicht auf mich, dir die Mittel für deine Verschwörung zu liefern.’“
Man ist neugierig, was in der Schachtel sein könnte. Nachdem die geheimnisvolle Frau es zurück in ihr heruntergekommenes Zuhause geschafft hat, erfahren wir: Sie ist die junge Nonne Madame de Beauséant, die sich zusammen mit einem Priester und der Frau von Langeais versteckt: „Man kann sich unschwer einen Begriff von der Art künstlicher Verblödung machen, welche die Ereignisse der Revolution in ihren unschuldigen Seelen hervorgerufen hatten.“

Zu allem Überfluss betritt ihr Verfolger die Wohnung, man denkt schon, es wäre alles verloren. Doch der Mann, offenbar ein hohes Tier der Revolutionstribunale, will vom Priester eine Totenmesse für den getöteten Ludwig XVI. lesen lassen. In der Schachtel befinden sich die Hostien dafür. Ein gelungener Twist.
Der Priester vermutet, dass der Mann ein Kollaborateur ist und deshalb mitschuldig am Königsmord: „Mein Sohn, wenn Sie Ihre Hände in das Blut des königlichen Märtyrers getaucht haben, so gestehen sie es nur. Es gibt keine Sünde, die in Gottes Augen nicht ausgelöscht würde durch eine Reue, so ergreifend und aufrichtig, wie die Ihre zu sein scheint.“
Als dann aber durch Zufall herauskommt, dass es sich bei dem Fremden um den Scharfrichter selbst handelt, der den König geköpft hat, wird dem guten Pfarrer doch etwas schwummerig vor Augen.

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2 Gedanken zu “Eine Episode aus der Zeit der Schreckensherrschaft

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