BAND 58: Z. Marcas
Man befindet sich nun in den Szenen aus dem politischen Leben, der vierten Säule des Komödien-Gebäudes. Begonnen wird mit einer 40seitigen Erzählung, der Balzac den womöglich schönsten Anfang vorangestellt hat: „Selbst wenn ich die bemerkenswertesten Zeitgenossen einbeziehe, habe ich nie jemand gesehn, dessen Anblick ergreifender gewesen wäre als der dieses Mannes; das Studium seiner Physiognomie flößte zuerst eine Melancholie und dann eine fast schmerzhafte Empfindung ein. Es bestand eine gewisse Harmonie zwischen dem Menschen und dem Namen. Das Z, das vor Marcas stand, das aus der Adresse seiner Briefe immer in die Augen sprang, und das nie in der Unterschrift fehlte, dieser letzte Buchstabe des Alphabets rief irgendwie den Gedanken an etwas Verhängnisvolles hervor.“
Man erwartet direkt einen großen Roman über den Verfall, wie „Wiedersehen mit Brideshead“ oder „Der große Gatsby“. Letzten Endes ist es aber nur das kurze Porträt eines Mannes, der Karriere als Politiker machen will, und dabei unter die Räder der Geschichte gerät. Er stirbt frustriert mit Mitte dreißig, nachdem er allen jungen, talentierten Leuten empfiehlt, Frankreich zu verlassen. Nur durch einen solchen brain drain würde die korrupte Regierung merken, dass es so nicht weiter gehen kann. Interessante Parallele zum gegenwärtigen Russland.
Beste Stelle:
„Wenn wir unser Zeitalter ganz verständen, dann würden wir auch uns verstehen und einer ins Endlose gesteigerten Tätigkeit den Müßiggang der Denker vorziehen, und die nutzlose Arbeit, die unsern Mut verbraucht und die lebendige Intelligenz ermattet, nicht höher als Gleichmut und Vergnügen stellen.“
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