Am Vorabend war man bei Freund Attila, weil er Amazon Prime hat und man sich die ersten Folgen von „Die Ringe der Macht“ anschauen wollte. Als Tolkien-Nerd freut man sich über neue Schauplätze wie Lindon und Numenor, vor allem aber über gute Ideen im Setting. Zum Beispiel, die Elben als Besatzungsmacht darzustellen, die in Mittelerde eine Art pax romana aufrecht erhalten. Man ist kein Dogmatiker, solange neue Ansätze gut sind, gibt es in der Kunst keine unantastbaren Heiligtümer.
Leider ist der Cast lieblos und rätselhaft zusammengestellt. Man hat nichts gegen schwarze Elben, schwarze Elben findet man fabelhaft. Man hat nur leider das Gefühl, dass die Produzenten so sehr mit politischen Überlegungen beschäftigt waren, dass sie einfach vergaßen, gute Schauspieler zu besetzen. Das Kunstwerk ist dem opportunistischen Vorsatz geopfert worden. Was man kritisch sieht, zumal man sich nicht von einem Erz-Bösewichten wie Amazon erklären lassen möchte, wie diversity auszusehen hat.
BAND 53: Vetter Pons, S. 96 – 143
Die feigen Dienstboten kriechen bei Pons zu Kreuze, er ist bei seinen Gönnern rehabilitiert und kann wieder bei ihnen zum Schmausen erscheinen. Glückselig wie er ist, kommt er auf den Einfall, Cécile, die verwöhnte Camusot-Tochter, mit seinem deutschen Bekannten Brunner zu verheiraten. Bei einem Gelage überzeugt er ihn. „Was an Rheinweinen und französischen Sorten getrunken worden war, würde die Dandys verblüffen, denn man weiß gar nicht, was die Deutschen an Flüssigkeiten aufnehmen können, ohne ihre Ruhe und ihren Gleichmut zu verlieren“.
Es kommt zu mehreren Treffen, die Hochzeit scheint in Sack und Tüten zu sein. Doch dann hat der kluge Brunner doch Vorbehalte gegen Cécile, weil sie ein Einzelkind ist. Alle Hoffnungen platzen wie ein Ballon, und wer kriegt deshalb sein Fett? Natürlich der arme Pons. Frau Camusot, die ihn sowieso nie leiden konnte, verbreitet das Gerücht, dass der harmlose Vetter mit Brunner unter einer Decke steckt, um sich für die Demütigungen zu rächen: „Ihrem Haß gegen Pons getreu, hatte sie aus einem einfachen Weiberverdacht eine Wahrheit gemacht. Die Frauen haben ganz allgemein einen besonderen Glauben, eine Moral für sich: sie sind von der Wirklichkeit dessen überzeugt, was ihren Interessen und ihren Leidenschaften dient.“
Wie alle Balzac-Figuren wird Pons durch seinen Kummer schwer krank. Er tut einem leid.
Beste Stelle:
„Ein Greis ist empfindlich (…) er hat das Unrecht, einem rückständigen Jahrhundert anzugehören; aber was ist da zu machen? … es genügt, eines zu vertreten, und er kann nicht zu dem gehören, das ihn sterben sieht.“
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