Die Kleinbürger, Teil X

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BAND 52: Die Kleinbürger, S. 451 – 500

Nach all den Scherereien, die er sich mit den Thuilliers gemacht hat (in Worten: vierhundertfünfzig Seiten an Scherereien), schwenkt Theodosius mit einem Schlag auf die Linie der Frau von Godollo um. So unvorsichtig kennt man ihn gar nicht. Aber er scheint verliebt zu sein, was sich in der Balzac-typischen Art äußert: „Und ich würde für solche Ergebenheit und Gehorsam nur die Gnade erbitten, die Spur des Fußes, der mich zurückgestoßen hat, küssen, und die Gunst erflehen, die Hand, die sich drohend gegen mich erhoben hat, mit meinen Tränen benetzen zu dürfen.“
Als Gegenleistung für ihre Liebe verlangt die Gräfin, dass Theo mit den Thulliers bricht. Das tut er prompt und gründlich, indem er ihnen vor den Latz knallt, dass er Celeste nicht länger heiraten will. Glücklich, seinem Ego endlich Luft gemacht zu haben, sucht er Frau von Godollo auf, nur um festzustellen, dass sie verschwunden ist. Ein Brief bestätigt den schlimmsten Verdacht: „Die Kleine [Celeste] liebt Sie nicht, und Sie selbst lieben nur die schönen Augen ihrer Mitgift. Ich habe Sie beide also vor einem Höllenleben bewahrt. Als Ersatz für Ihre Zukünftige, die Sie so derb abgeschüttelt haben, ist Ihnen ein entzückendes Mädchen bestimmt; sie ist reicher und schöner als Fräulein Colleville“.
Man lag also gar nicht falsch, als man Corentin hinter den Machenschaften vermutet hat. Frau von Godollo war nur ein Lockvogel. Theodosius ist damit an seinem Tiefpunkt angekommen. All seine Intrigen sind im Sand verlaufen, dazu ist er nun unglücklich in die Ungarin verliebt. Trotzdem schwört er sich Rache: Auf keinen Fall will er nachgeben und seine schwachsinnige Cousine Lydia de la Peyrade heiraten. So langsam entwickelt man eine gewisse Sympathie für seine Sturheit.

Beste Stelle:

Theodosius‘ kurzer vermeintlicher Siegesmoment, in dem er mal nach Lust und Laune auf die Kleinbürger schimpfen kann: „Endlich kommt der Ruhm, der Reichtum und das Glück, und noch darüber hinaus, die Wonne, daß ich meiner Rache freien Lauf lassen kann!! Nach Dutocq und Cérizet werde ich euch jetzt vernichten, ihr elendes Bourgeoisgesindel!“

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2 Gedanken zu “Die Kleinbürger, Teil X

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