BAND 49: Die Beamten, S. 151 – 200
Endlich kommt Bewegung in die Geschichte. Der alte Abteilungsdirektor stirbt, es ist also mit einer kompletten Umstrukturierung zu rechnen. Die Beamten aus Rabourdins Büro stehen den Holzwürmern aus dem Büro Baudoyer gegenüber, alle gieren auf Beförderungen. Alle außer Rabourdin, der hat andere Sorgen.
Der hinterhältige Dutocq hat nämlich ein wichtiges Manuskript gestohlen und kopiert, in dem Rabourdin sämtliche Beamten des Ministeriums charakterisiert hat. Rabourdin hat damit nichts Böses vor, weiß aber, dass er geliefert wäre, sollte das Schriftstück an die Öffentlichkeit gelangen: „Ein Mensch, der imstande ist, Angaben über seine Kameraden zu machen, ist geächtet, verloren, verachtet. In diesem Fall verlassen sogar die Minister ihre eigenen Werkzeuge. Dann muß ein Beamter seinen Abschied nehmen und Paris verlassen.“
Es folgt, was man durch die endlosen Figuren-Charakterisierungen bereits erwartet hat: Eine 20seitige Dialogpassage, die wie ein Bühnenstück aufgebaut ist. Die Beamten führen plötzlich laute Selbstgespräche, erhalten Regieanweisungen, werfen sich in pfiffigen Dialogen die Bälle zu. Man hat ein bisschen den Eindruck, dass dieser Textteil vor allem dem Witzbold Bixiou als Plattform geschaffen wurde, um seine Eloquenz zu entfalten.
Dutocq hat jedenfalls vor, Rabourdin zu stürzen und bringt das belastende Dokument zu des Lupeaulx. Der stößt darin auch gleich auf die wenig schmeichelhafte Passage, die von ihm selbst handelt. „Mit Schrecken las er diese Arbeit, in der all die Menschen, die er kannte, mit unerhört tiefer Menschenkenntnis charakterisiert waren. Er bewunderte Rabourdin, obwohl er sich von ihm tödlich verwundet fühlte.“
Der Intrigant steht nun vor der Frage, ob er Rabourdin vernichten soll, oder ob er das Schriftstück dazu benutzt, um sich an dessen Frau Célestine ranzumachen.
Best Stelle:
Die Meinung, die Balzac unterm Strich vom Beamtentum hat: „Beim Anblick dieser seltsamen Physiognomien ist es schwer, zu entscheiden, ob diese an der Feder säugenden Tiere bei diesem Handwerk verblöden, oder ob sie nicht dieses Handwerk betreiben, weil sie von Geburt an ein wenig blöde sind.“
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