Glanz und Elend der Kurtisanen, Teil XVI

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BAND 48: Glanz und Elend der Kurtisanen, S. 710 – 782

Der Todtäuscher setzt alles auf eine Karte und gibt sich vor dem Generalstaatsanwalt Granville zu erkennen. Der schenkt ihm sein Vertrauen und hört ihn ganz allein an, obwohl der Gangster ihn wie ein Streichholz zerbrechen könnte. Die beiden mögen sich. Und handeln einen Deal aus: Todtäuscher gibt die kompromittierenden Briefe der Ex-Freundinnen Luciens zurück, dafür wird Théodores Todesstrafe in Zuchthaus umgewandelt.
Dem Todtäuscher alias Jacques Collin reicht das jedoch nicht, er will Rache: „Anstatt des Dab des Bagno werde ich der Figaro der Justiz werden und Lucien rächen. Nur wenn ich in der Haut der Polizei stecke, kann ich Corentin in aller Sicherheit den Kragen brechen. Das wird mir noch einmal Lebenskraft geben, wenn ich noch einen Menschen aufzufressen habe.“

Nachdem er alles geregelt hat, kommt es auch wirklich zu einer Begegnung zwischen Todtäuscher und Corentin, dem Mörder Luciens. Kurz sieht es so aus, als würde Collin ihn einfach erwürgen, dann tauschen sie ironische Worte aus. Corentin bietet ihm schließlich eine Stelle an, aber Collin ist zu schlau: „Und er faßte Corentin so plötzlich um den Leib, daß dieser sich gegen die Umarmung nicht wehren konnte; er preßte ihn wie eine Puppe an sein Herz, küßte ihn auf beide Wangen, hob ihn auf wie eine Feder und setzte ihn, der von dieser bösen Umschlingung ganz zerschlagen war, draußen vor der Tür nieder.“
Nach diesem ulkigen, kafkaesken Moment stellt Todtäuscher klar, dass er kein Untergebener sein will, sondern selbst Chef der Sicherheitspolizei, was ihm auch gewährt wird. Damit ersetzt er seinen anderen Feind Bibi-Lupin, womit er sich nach vielen tausend Seiten auch für die Verhaftung in Vater Goriot gerächt hat.

Schließlich rettet er noch die arme Leontine de Sérizy vor dem Irrsinn, indem er ihr glaubhaft machen kann, dass Lucien nur sie allein geliebt hat. Damit stehen ein paar der mächtigsten Männer des Staates in seiner Schuld. Er wird zum Geheimdienstchef ernannt, sein Lover Théodore muss nicht mal ins Gefängnis, sondern wird einer seiner Agenten. Wenn man Freund Stefan in Wien Glauben schenken darf, ist die Figur des Todtäuschers sogar von einem realen Menschen inspiriert, der es ebenfalls vom Mafiabankier zum Geheimdienstchef gebracht hat.
Lucien und Esther liegen derweil in seliger Eintracht auf dem Père Lachaise, das ist ja auch fast ein Happy-End für den kleinen, schwachen Dichter.

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2 Gedanken zu “Glanz und Elend der Kurtisanen, Teil XVI

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