BAND 48: Glanz und Elend der Kurtisanen, S. 189 – 242
Carlos Herrera Jacques Collin alias Todtäuscher beginnt sein Spiel. Über seine Handlanger lässt er dem Baron Nucingen 30.000 Francs für ein Rendezvous mit Esther aus der Tasche ziehen. Der reiche Bankier, aufgeregt wie ein Schuljunge, brezelt sich ordentlich auf, was seine Gattin Delphine zum Lachen bringt: „Mein Gott, wie lächerlich Sie aussehen! (…) Nehmen Sie doch wenigstens eine schwarzseidene Krawatte statt dieser weißen, die Ihren Backenbart noch borstiger erscheinen läßt. (…) Tun Sie doch Ihre Diamantknöpfe fort, die jeder hunderttausend Franken wert sind: diese Äffin wird sie von Ihnen zum Geschenk verlangen, und Sie können sie ihr nicht abschlagen (…)“
Murrend gehorcht er ihr, um dann beim Date festzustellen, dass er reingelegt wurde. Denn er trifft gar nicht Esther, sondern nur die hübsche Engländerin.
Dreißigtausend Francs sind verdient, eine Million wird benötigt. Herrera lässt Esther deshalb Schuldscheine in Höhe von 300.000 Francs unterschreiben. Dafür könnte sie in den Knast wandern, aber der Plan sieht vor, Nucingen diese Summe bezahlen zu lassen, die dann in Luciens Tasche wandern soll. Man sieht, es geht wieder mal um Balzacs Lieblingsthema: die Geldbeschaffung.
Die drei Spione bemerken derweil, dass sie es mit einem äußerst durchtriebenen Gegner zu tun haben. Die Spannung steigt: „So näherten sich Jacques Collin, Peyrade und Corentin, ohne voneinander zu wissen, sich einander unvermerkt immer mehr: und die arme Esther, Nucingen und Lucien mußten notwendigerweise mit in diesen nun schon entbrannten Kampf verwickelt werden, den die den Polizeileuten eigentümliche Eitelkeit furchtbar machen mußte.“
Immerhin wird dem armen, verliebten Nucingen ein erstes Date mit der echten Esther gewährt (für weitere 100.000 in bar, versteht sich). Doch statt seine Lustgreis-Phantasien zu befriedigen, treibt die Gute nun ihr eigenes Spiel mit ihm. Kein Wunder, sie wurde vom Todtäuscher schließlich genauestens instruiert: „Sie werden vor allem wieder die Torpille werden! Seien Sie gewitzt, verschwenderisch, durchtrieben und haben Sie kein Mitleid mit dem Millionär, den ich Ihnen ausliefere. Hören Sie, dieser Mann ist gegen ungezählte Menschen unbarmherzig gewesen, er hat sich mit dem Geld der Witwen und Waisen gemästet: Sie werden ihre Rächerin sein!“
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