Glanz und Elend der Kurtisanen, Teil II

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BAND 48: Glanz und Elend der Kurtisanen, S. 51 – 94

Esther geht ins Kloster. Balzac nutzt die Gelegenheit, ihre Schönheit zu beschreiben. Wie immer, wenn es dabei um weibliche Hauptfiguren geht, benutzt er dabei ausschließlich Superlative. Und sucht sich absurde Körperstellen aus, um sein Bild zu verdeutlichen. Zum Beispiel die Augenlider: „Diese leuchtenden Wölbungen, unter denen der Schatten goldig schimmert, und dieses ganze Gewebe, das fest wie Muskeln und schmiegsam wie die zarteste Membrane ist, ist wahrlich das größte Wunderwerk der Natur. Darinnen ruht das Auge wie ein Wunderei in Seide gebettet.“
Ist ja auch klar, schließlich muss Esther im zweiten Teil die arme Coralie aus dem ersten Teil übertreffen. Lucien scheint jedenfalls auf jewishe Girls zu stehen.

Esther gibt sich im Kloster alle Mühe, die Dirne hinter sich zu lassen. Trotzdem zerfällt sie langsam, weil sie Lucien so sehr vermisst. Man wundert sich ein bisschen, weil man selbst auch schon schlimme Phasen von Liebeskummer hatte, doch die eigenen Organe haben dabei nie versagt. Hat man etwa falsch gelitten? Oder doch zu wenig? Carlos Herrera erkennt jedenfalls die Notwendigkeit, Esther und Lucien wieder zusammen zu bringen. Sie dankt ihm dafür mit all ihrer Koketterie: „Die Wüstlinge haben recht gehabt: Du könntest Gott Vater verführen.“
Man kann sich vorstellen, wie genervt er sein muss. Da wendet er sein ganzes Vermögen auf, um etwas aus Lucien zu machen und der verliebt sich gleich wieder in eine Hure, die ihn gesellschaftlich ruinieren würde. Und wird zickig, wenn man ihn aus dem Schlamm ziehen will, in dem er sich wälzt. Carlos Herreras Lösung: Er richtet eine Wohnung ein, in der Esther fortan wie eine Gefangene leben muss. Dort können sie und Lucien sich dann heimlich lieben. Ein ganz guter Deal, so machten es die Museln schließlich früher mit ihren Harems und heute noch mit so mancher Ehefrau. Weisheit des Ostens.

Beste Stellen:

Carlos Herreras Einsicht, dass Lucien nur Karriere machen kann, indem er eine hochadlige Frau heiratet: „Wie mächtig auch ein Politiker sein mag, er bedarf einer Frau, um mit ihr die Frau bekämpfen zu können, so wie die Holländer den Diamanten mit einem Diamanten schleifen.“

Wenn Balzac das Wesen der Liebe des Dichters beschreibt, die soviel höher steht als die Liebe von Durchschnittsmenschen: „Sie verzehren sich auf der Suche nach ihren idealen Geliebten, und sie sterben fast alle wie die schönen von der Dichterin Natur zu Liebesfesten geschmückten Insekten, die, ehe sie die Liebe erfahren haben, vom Fuße eines Vorübergehenden zertreten werden.“

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2 Gedanken zu “Glanz und Elend der Kurtisanen, Teil II

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