Man hat sich längst daran gewöhnt, dass es in den Werken Balzacs sehr viel um Geld geht. Seine Figuren sind entweder pleite und setzen alle Mittel in Bewegung, um flüssig zu werden. Oder sie haben Geld und sorgen sich darum, wie sie es bewahren und mehren können. Die ständige Erwähnung von Wechseln, Leibrenten, Grundstück-Erträgen wird vermutlich noch die eigenen Träume füllen, lange nachdem man mit der Comédie humaine durch sein wird.
Im aktuellen Buch nimmt dieses Thema jedoch auch für Bazac-Verhältnisse überhand. Man ist leicht genervt, verspürt den Drang ganze Passagen zu überspringen. Tut es aber nicht, weil einem das später das Gefühl geben würde, nicht wie geplant jede Zeile gelesen zu haben. Es ist ein Teufelskreis.
BAND 47: Cäsar Birotteaus Größe und Niedergang, S. 251 – 300
Seite um Seite wird Cäsars finanzielle Lage erörtert. Sie ist nicht gut. Am besten wäre es, wenn er sich seiner pragmatischen Frau anvertrauen würde, aber das wagt er nicht. In seiner Agonie kriegt er auch nichts davon mit, dass Popinot mit seinem Haselnuss-Öl unglaubliche Erfolge erzielt. Schließlich bittet er die Kellers um Hilfe, zwei skrupellose Bankiers, die nach klassischer good cop – bad cop – Taktik vorgehen: „Die beiden Brüder hatten die Rollen unter sich verteilt. Oben spielte sich Franz, der vornehme Mann und Politiker, als ein König auf, der Gunstbeweise und Versprechungen austeilte und sich bei allen angenehm machte. (…) Unten entschuldigte Adolph seinen Bruder mit seiner politischen Überlastung und verstand es, geschickt auf den Busch zu klopfen; (…) Häufig verwandelte sich das liebenswürdige Ja des Staatszimmers in ein trockenes Nein in Adolphs Arbeitszimmer.“
Sie lassen den armen Cäsar abblitzen, weshalb er keine andere Möglichkeit sieht, als zu Ferdinand du Tillet zu gehen. Der ja immerhin für seinen drohenden Ruin verantwortlich ist. Warum dieser ihn so sehr hasst, weiß man nicht mehr genau. Jedenfalls erwägt er nun, dem geplagten Kaufmann zu verzeihen. Doch der vermasselt es wieder durch seine Dummheit. Du Tillet schreibt ihm zwar einen Empfehlungsbrief für den Baron Nucingen, allerdings lässt er den Punkt auf dem i seines Namens weg, ein hinterhältiger Trick: „Viele Männer der großen Welt, und darunter die angesehensten, sind auf diese Weise wie die Kinder von Geschäftsleuten wie von Advokaten an der Nase herumgeführt worden, die beide eine doppelte Unterschrift hatten, eine tote und eine lebende.“
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