Man würde sich als Italien-Liebhaber bezeichnen. 2018 war man zum ersten Mal dort, es folgten fünf weitere Aufenthalte. Dann fährt man nach Neapel und hat das Gefühl, bisher zwar in Rom, Venedig, Palermo gewesen zu sein, aber mitnichten in Italien.
Neapel ist anders. Definitiv ein höherer Schwierigkeitsgrad. Eine von diesen Städten, in die man nicht ohne ortskundige Begleitung eindringen sollte. Dazu die Hitze, die zahllosen Bettler, vor jedem zweiten Restaurant ein Bauernfänger, der einem den Weg vertritt. Will man ins Meer, muss man sich auf einer Mole entkleiden, kein bisschen Schatten weit und breit. Dann steigt man zwischen Müllbergen hindurch in eine ölige Tunke zu den einheimischen Badegästen, die einen fassungslos anstarren. Wo sollen sie auch hinschauen, statt dem üblichen Blick auf den Ozean sieht man hier nur trostlose Wellenbrecher.
Man nimmt Neapel diese Schweinereien nicht übel, man hat nur das vage Gefühl, dass man zu weich ist für diese Stadt. Vielleicht sollte man auch nicht mit Kind hinfahren. Sondern nur mit betuchten Freunden, die einen kühlen Pallazzo in der Oberstadt ihr eigen nennen und einen brav zu einsamen Stränden kutschieren, im Cabrio, und auf jedem Schoß steht ein Sektkühler voller Eis und Alcolici…
BAND 42: Die Herzogin von Langeais, S. 101 – 145
Montriveau schüttet dem Marquis von Ronquerolles sein Herz aus. Die beiden reden so vertraut, dass man annehmen darf, dass sie der geheimnisvollen Bruderschaft der Dreizehn angehören. Als routinierter Frauenheld kann der Marquis nur über die Probleme mit der Herzogin lachen. Sein Ratschlag läuft darauf hinaus sie zu demütigen: „Wenn dann im Schmerz diese Nerven erschlaffen, die du für sanft und weich hältst; wenn das steinharte Herz wieder elastisch und der halsstarrige Kopf wieder nachgiebig wird; dann, dann vielleicht dringt Leidenschaft in diese aus Launen zusammengesetzte Maschine, die nichts als falsche Tränen, falsche Ohnmachtsanfälle, falsche Rührungen erzeugt!“
Als die Herzogin jedoch nicht auf seine neue Strategie reagiert, reißt Montriveau die Hutschnur. Er lässt sie durch seine Ordensbrüder kidnappen und droht, ihre Stirn mit einem Lothringerkreuz zu brandmarken. Merkwürdige Wendung: „Ihr hartes, stolzes Herz war für die Grausamkeiten des Hasses empfänglicher als für die Zärtlichkeiten der Liebe.“
Zwar verzichtet er auf die Markierung, trotzdem liebt die Herzogin ihn fortan abgöttisch. Leider ist er nun nicht mehr interessiert. Zwischenmenschliche Beziehungen sind aber auch eine verzwickte Sache.
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