BAND 42: Die Herzogin von Langeais, S. 51 – 100
General Armand de Montriveau scheint ein angenehmer Mensch zu sein: „Seine Schüchternheit rührte indes durchaus nicht von einem Mangel an Mut her; sie war vielmehr eine Art Schamhaftigkeit, die ihm jede Äußerung selbstgefälliger Ruhmsucht verbot. So fehlte auch seiner Unerschrockenheit auf dem Schlachtfeld alles Prahlerische. Er ging den feindlichen Kugeln kaltblütig entgegen, unterließ es jedoch nicht, sich gelegentlich zu bücken, um ihnen auszuweichen.“
Auf einer Expedition nach Afrika wurde er von Sklavenhändlern gefangen genommen, die ihn zwei Jahre lang folterten. Nach einer abenteuerlichen Flucht ist er nun zurück in Paris, wo seine Geschichte natürlich der Burner in den Salons ist. Auf die Art wird auch die Herzogin von Langeais auf ihn aufmerksam, der bisher noch nie so richtig was mit einer Frau hatte: „Er kannte das Weib nur, wie der Reisende, der in dringenden Geschäften von Ort zu Ort fährt, die Gegenden kennenlernt, die er durcheilt.“
Natürlich verdreht ihm die Herzogin den Kopf und gestattet ihm, sie von nun an täglich zu besuchen. Er verliebt sich, wie Balzac-Figuren sich nunmal verlieben: Als hätte er es erfunden. Leider entgeht ihm dabei, mit wem er es zu tun hat: „Mit geheimer Schadenfreude verfolgte sie das schnelle Wachstum seiner Leidenschaft. Immer tiefer lockte sie den vertrauensseligen Neuling in das Labyrinth der Liebe, wo sie ihn später einem schmählichen Schicksal zu überlassen gedachte.“
Man fragt sich, was diese Geschichte mit der Bruderschaft der Dreizehn zu tun hat, nur einmal macht Montriveau eine Andeutung, dass er zu ihnen gehören könnte. Derweil ist es spaßig zu beobachten, wie die Herzogin ihre Spielchen mit dem Ärmsten spielt. Wenn das mal nicht böse endet.
Beste Stelle:
Wenn die Herzogin, um Montriveau auf Distanz zu halten, ihren Beichtvater mit zum Date einlädt: „Als Montriveau eines Abends früher als gewöhnlich zur Herzogin kam, saß der Lenker ihres Gewissens, Herr Abbé Gondrand, behaglich im Lehnstuhl der Kaminnische und schien mit dem Diner zugleich die kleinen, niedlichen Sünden seines Beichtkindes zu verdauen.“
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