Das Bankhaus Nucingen, Teil II

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BAND 39: Das Bankhaus Nucingen, S. 51 – 90

Mithilfe der fiesesten Tricks, die der Kapitalismus zu bieten hat, wird der Baron Nucingen über die Jahre zum Multimillionär. Dabei stößt er einige Figuren ins Elend, zum Beispiel Philipp Bridau aus Junggesellenwirtschaft, den Marquis d‘Aiglemont aus Die Frau von dreißig Jahren und Charles aus Eugenie Grandet. Man freut sich, nun ausführlich die Ursache für diese Pleiten zu erfahren, die in den jeweiligen Bänden nur kurz erwähnt wurden. Dabei kommt man sich allerdings wie ein Nerd vor, der man zwangsläufig durch diese Lektüre werden musste. Die folgende Konversation wird wohl eher selten im Café an der Ecke entstehen:
„Hey, na?“
„Joa, alles gut.“
„Sag mal, du weißt nicht zufällig, warum Godefroid de Beaudenord sein Vermögen verloren hat?“
„Doch, klar. Weil er bei der dritten Liquidation des Bankhauses Nucingen seine Aktien der Bleisilberminen zu früh verscheuert hat.“

Trotzdem sind es genau diese Querverbindungen, die nach knapp 150 Tagen Beschäftigung mit der Comédie humaine so befriedigen. Rastignac wird durch das Manöver übrigens reich, allerdings nicht aus Kalkül, sondern weil Nucingen ihn ins Herz geschlossen hat. Auch einen Kommentar zu diesen raubtierhaften Praktiken kriegt man geliefert. Er besitzt zweihundert Jahre später noch volle Gültigkeit: „Es gibt Akte der Willkür, die unter Privatleuten verbrecherisch sind, die aber ganz unwirksam bleiben, wenn sie irgendwie auf eine Menge angewandt werden, wie ein Tropfen Blausäure in einem Kübel Wasser ganz harmlos wird. Du tötest einen Menschen, man guillotiniert dich! Aber auf Grund irgendeiner Staatsidee kann man fünfhundert Menschen töten, das politische Verbrechen wird respektiert.“

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2 Gedanken zu “Das Bankhaus Nucingen, Teil II

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