BAND 37: Junggesellenwirtschaft, S. 351 – 383
Philipp startet seinen Showdown. Er veranlasst eine Hochzeit zwischen seinem Onkel und der Krebsfischerin. Gleichzeitig macht er ihr klar, dass er sie jederzeit durch eine jüngere Version von ihr selbst ersetzen kann. Sein Kumpel Giroudeau schreibt aus Paris, dass er bereits eine passende Kandidatin bei der Hand hat: „Sie hat die Himmelsmienen der armen Coralie, weinen kann sie und hat eine Stimme, die dem härtesten Granitherzen einen Tausendfrankenschein entlockt, und den Champagner gießt die Kröte geschwinder hinunter als wir. Kurz, ein Juwel!“
Die drei reisen in die Hauptstadt, wo dem Onkel schnell mit wilden Exzessen der Garaus gemacht wird: „Rouget starb nach einem prächtigen Souper, das Florentine gab, es war also schwer festzustellen, ob das Souper oder Mademoiselle Lolotte dem alten Berrichonen den Rest gegeben hatte. Lolotte schrieb seinen Tod einer Schnitte Leberpastete zu, und da das Straßburger Produkt sich nicht verteidigen konnte, gilt es für festgestellt, daß der Biedermann an verdorbenem Magen gestorben ist.“
Nun beginnt der rasante Aufstieg Philipps. Er heiratet die verwitwete Krebsfischerin und bringt damit das Millionenvermögen an sich. Gleichzeitig lässt er sich wieder von der Armee einstellen und wird innerhalb kürzester Zeit zum Oberstleutnant in der königlichen Garde ernannt. Versteht sich von selbst, dass er seiner Familie nichts vom angehäuften Geld abgibt. Trotzdem wird er wieder der alleinige Held seiner Mutter, ihr Zweitgeborener Joseph ist ja auch nur ein blöder Künstler. Als sie einen Teil des Erbes erbittet, wird sie brüsk abgewiesen, was die Unbelehrbare aufs Sterbebett wirft. Dort liest der Beichtvater ihr die längst überfälligen Leviten:
„Ihr Leben, liebes Kind, ist e i n großer Fehler gewesen. Sie fallen in die Grube, die Sie selbst gegraben haben. Da, wo wir uns selbst schwach gemacht haben, liegen unsre Fehler. Sie haben Ihr Herz an einen Unmenschen verschenkt, in dem Sie Ihren Ruhm sahen, und haben das Kind verkannt, das Ihr wahrer Ruhm ist. Sie waren so im Tiefsten ungerecht, daß Sie den deutlichen Gegensatz nicht bemerkt haben. Der arme Sohn, der Sie liebt, ohne durch Gegenliebe belohnt zu werden, bringt Ihnen das tägliche Brot; der reiche, der nie an Sie gedacht, der Sie verachtet hat, wünscht Ihnen den Tod.“
Es kommt zu Versöhnungsszenen, bei denen Joseph sich durch seinen bewährten Sanftmut hervortut. Er wird dann auch mit einem Schloss, dem Grafentitel und einer reichen Frau belohnt. Die Krebsfischerin verkommt im Elend und Philipp wird bei einem unglücklichen Einsatz in Algerien von Arabern zerhackt. Das hat er verdient, und doch muss man die Lanze für ihn brechen, dass er nie einen Hehl aus seiner Niedertracht gemacht hat. Deshalb ein schönes Schlusswort von ihm, möge er in Frieden ruhen:
„Je weniger Familie ich habe, um so besser steh ich da. (…) Ich bin ein Emporkömmling, mein Lieber, das weiß ich! Ich habe keine Lust, meine Windeln vorzuzeigen!… Mein Sohn, der wird es besser haben als ich, er wird ein großer feiner Herr sein. Der Spitzbube wird mir den Tod an den Hals wünschen, darauf bin ich gefaßt; sonst wäre er nicht mein Sohn.“
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