Junggesellenwirtschaft, Teil V

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BAND 37: Junggesellenwirtschaft, S. 201 – 250

Die alte Frau Hochon ist die Tante von Frau Bridau. Zusammen mit ihrem geizigen Mann erwarten sie die beiden Pariser, die jeden Moment ankommen müssten. Der alte Hochon fasst dafür nochmal netterweise zusammen, es ist wie ein Serienrückblick, bevor die nächste Folge beginnt: „Erst hat sie ihr ganzes Vermögen verloren, dann hat sie ihre Kinder so gut erzogen, daß der eine wegen einer Verschwörung im Gefängnis sitzt mit einem Kriminalprozeß auf dem Hals, die ihn vor den Pairshof bringt, und der andre… der ist noch schlimmer dran, der ist Kunstmaler!“
Der besagte Joseph, der längst zur Lieblingsfigur des Bandes avanciert ist, amüsiert sich beim Abendessen über den provinziellen Geiz seiner Verwandten. Auch der Streit um die Erbschaft, immerhin der Grund für die anstrengende Reise, ist ihm im Grunde wurscht.

Er ist dann auch derjenige, der als Vorhut zu seinem Onkel und der Krebsfischerin geschickt wird, die er für eine Augenweide hält: „Ja, entschuldige, aber bedenke, von Paris bis hierher die ganze Strecke hab ich nur garstige Vetteln gesehen. (…) Ich finde schon gar nicht mehr, daß er solch ein Kretin ist, da er doch so viel Geist hat, seine Augen an einer tizianischen Venus zu erquicken.“
Statt den Anweisungen seiner Mutter und den Hochons Folge zu leisten, betrachtet er bei seinem Besuch nur die Bilder an Jeans Wänden. Die Krebsfischerin und Max bemerken seine Begeisterung und halten es für eine gute Idee, sie ihm zu schenken. Um ihn ruhig zu stellen. Was sie in ihrer provinziellen Ignoranz übersehen: Die Bilder sind Originale von DaVinci, Bellini, Tizian, Veronese, Rubens und Raffael und an die 150.000 Francs wert. Joseph, der Fuchs, nimmt dankend an.

Beste Figur:

Joseph Bridau, der sich einen feuchten Kehricht um die öde Erbschaftsangelegenheit schert und stattdessen über die deformierten Dörfler kichert: „Joseph blieb auf seinem Sessel sitzen und studierte mit heimtückischem Eifer die sechzig Gesichter, die von halb sechs bis neun Uhr erschienen und ihm gratis ,saßen‘, wie er zu seiner Mutter sagte.“

Beste Stellen:

Wenn Joseph beim Abendessen noch eine Scheibe Brot vom alten Hochon erbittet. Der Geizhals „suchte lange in der Tiefe seiner Rocktasche nach einem Schlüssel, öffnete einen Schrank hinter seinem Platze, schwang den Kanten eines Zwölfpfundbrotes herüber, schnitt feierlich eine Scheibe herunter, schnitt sie in zwei Teile, legte sie auf einen Teller und reichte den Teller über den Tisch dem jungen Maler hinüber, alles mit der Ruhe und Kaltblütigkeit eines alten Soldaten, der sich zu Beginn der Schlacht sagt: ,Wenn‘s sein muß, trifft‘s mich heut.‘“

Die Reaktion der alten Frau Hochon auf Josephs Vorschlag sie zu malen: „Nein, nein, ich habe mich zuviel weggesehnt von dieser Erde, um im Bilde auf ihr verbleiben zu wollen.“

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2 Gedanken zu “Junggesellenwirtschaft, Teil V

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