Junggesellenwirtschaft, Teil II

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BAND 37: Junggesellenwirtschaft, S. 51 – 100

Philipp Bridau schmiedet hanebüchene Pläne, Napoleon mit einem U-Boot von St. Helena zu befreien. Er lernt Girodeau kennen, einen Bruder im Geiste: „Der sorgte dafür, daß Philipps ,Teufelskutsche‘, wie Rabelais es genannt hat, komplett wurde, indem zu den drei Rädern Likör, Tabak und Kartenspiel ein viertes hinzukam.“ Girodeau stellt ihm die einschlägigen Tänzerinnen vor, Philipp verliebt sich in Mariette, die ihn jedoch sofort sitzen lässt, als sie einen reicheren Sugardaddy findet.
Derweil liegt er weiter seiner Familie auf der Tasche, veruntreut Gelder und tut auch sonst alles, was sich für einen Tagedieb gehört. Irgendwann ist sogar seine Mutter abgeturnt von ihm, woraufhin er mit Selbstmord droht. Ein reizendes Kerlchen. Der einzige, der ihm nicht auf den Leim geht, ist sein Bruder Joseph: „Philipps Kaltblütigkeit im Unglück, die Berechnung, mit der er den Selbstmordkandidaten spielte, (…) hatten Joseph schließlich die Augen geöffnet. Ein solcher Scharfblick ist oft den Malern eigen: in der tagelangen Arbeitsstille ihres Atelierdaseins über Werken, die bis zu einem gewissen Grade die Gedanken frei sein lassen, werden sie darin den Frauen ähnlich: ihr Geist kann die Alltagsereignisse umkreisen und in ihren heimlichen Sinn eindringen.“

Eins kann man über Philipp jedenfalls sagen: Er ist kein Mann halber Sachen. Als nächstes fängt er an, seine Familie zu beklauen und das Geld zu verzocken. Er könnte zwar einen Posten bei der Armee des Königs kriegen, schlägt das Angebot aus Treue zu Napoleon jedoch aus. Ein ums andere Mal entschuldigen Mutter, Tante und Bruder seine Widerwärtigkeiten. Da soll nochmal einer sagen, dass Familie eine schöne Sache wäre.
Schließlich klaut er den Lottoeinsatz seiner Tante, die seit zwanzig Jahren auf die gleichen Zahlen tippt. Dadurch kann sie nicht setzen und verpasst natürlich genau die Ziehung, bei der sie den Jackpot von drei Millionen Francs gewonnen hätte. Sie stirbt durch den Schock, wodurch bei Philipps Mutter endlich der Groschen fällt. Sie verbannt ihren nichtsnutzigen Lieblingssohn nach gerade mal einem Viertel des Romans.

Beste Stelle:

Wenn Joseph sich über die Treue seines Bruders zu Napoleon ärgert: „Was liegt daran, ob die Wanzen Ludwigs XVIII. oder Napoleons Kuckuck auf der Fahne ist, wenn die Lappen nur französisch sind? Frankreich ist Frankreich!“

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2 Gedanken zu “Junggesellenwirtschaft, Teil II

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