BAND 35: Pierrette, S. 51 – 100
Die Geschwister Rogron sind solche unerträglichen Kotzbrocken, dass sie von der ganzen Stadt gemieden werden. Sie führen deshalb ein Leben, das sich kaum von dem anderer Rentner unterscheiden dürfte: „Sie hatten die größte Mühe der Welt, um ihre Zeit zu töten. Wenn sie am Abend zu Bett gingen, sagten sie: ,Wieder ein Tag vorüber!‘ Morgens trödelten sie, blieben möglichst lange im Bett, zogen sich langsam an.“
Aus Langeweile nehmen sie deshalb ihre entfernte Cousine auf, die vierzehnjährige, verwaiste Pierrette, die bisher bei ihren Großeltern in der Bretagne gewohnt hat. Dort führte sie ein Leben wie Ronja Räubertochter, hier muss sie sich den beiden lieblosen Spaßbremsen unterordnen. Im Gegensatz zu denen kommt sie natürlich gut bei der feinen Gesellschaft der Stadt an, was die Tante noch wütender macht. Pierrette wird fortwährend schikaniert: „Gewohnt zu herrschen, scharfe Beobachtungen zu machen, zu befehlen, ihre Angestellten aufs gröbste herunterzuputzen, litten Rogron und seine Schwester darunter, daß es für diesen Tatendrang keine Opfer mehr gab. Kleine Geister brauchen Despotismus als Nervenkitzel“.
Pierrette kriegt einen Hauslehrer, der sie ebenso quält wie die Verwandten. Dann wendet sie sich Christus zu, was soll sie auch sonst tun.
Beste Stelle: Wenn der alte Hauptmann Gouraud ein Auge auf die sagenhaft hässliche Jungfer Sylvia wirft: „Ausgediente Soldaten haben soviel Greuel in soviel Ländern gesehen, soviel nackte Leichen auf Schlachtfeldern, daß ihnen keine Physiognomie mehr Angst einflößt: Gouraud hatte es auf das Geld des alten Mädchens abgesehen.“
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