Der Ehekontrakt, Teil III

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BAND 19: Der Ehekontrakt, S. 121 – 143

Um ihre Rache effektiv gestalten zu können, fängt Pauls Schwiegermutter zum ersten Mal in ihrem Leben an Geld zu sparen. Früher hätte sie ihr Vermögen dafür eingesetzt, Paul die Pairschaft zu ermöglichen, jetzt will sie es gegen ihn einsetzen. Auch bei ihm ist inzwischen der Groschen gefallen, dass die Évangélistas ihn möglicherweise beim Ehevertrag übertölpeln wollten, doch er glaubt, dass die Wogen durch die Einigung nun geglättet wurden. Armes Ding. Denn da hat er die Rechnung ohne das Temperament seiner Schwiegermutter gemacht: „Kreolinnen gehören einer seltsamen Mischrasse an. Die Intelligenz haben sie von Europa, die unsinnige Heftigkeit der Leidenschaft von den Tropen, die apathische Gleichgültigkeit, mit der sie Gutes wie Böses erdulden oder zufügen, stammt aus Indien. Es sind liebenswürdige, aber gefährliche Geschöpfe, wie auch Kinder gefährlich werden, wenn sie ohne Aufsicht sind. Wie Kinder wollen diese Frauen alles auf der Stelle haben, wie Kinder wären sie bereit, das Haus anzustecken, um ein Ei an der Flamme zu kochen.“

Zu ihren Sparmaßnahmen gehört auch, dass sie in Bordeaux bleiben wird, während die Eheleute nach Paris ziehen. Die frische Braut ist geschockt, war sie doch darauf eingestellt, von ihrer Mutter weiterhin verhätschelt und gelenkt zu werden. Hastig lässt sie sich noch die wichtigsten life hacks fürs Eheleben eintrichtern: Den Mann immer schön auf Abstand und unter der Knute halten, und um Gottes willen nicht sofort schwanger werden, denn es gibt „nichts Bürgerlicheres, als unmittelbar nach der Hochzeit in anderen Umstände zu sein, es ist außerdem ein Beweis, daß der Mann seine Frau wenig liebt.“
Derart gerüstet macht sich Natalie Évangélista auf den Weg und wir ahnen, dass dem armen Paul von Manerville die Hölle auf Erden blüht.

Beste Stelle:

Wenn Frau Évangélista mal ganz hemdsärmelig unfeministisch verkündet: „Das Unglück hat einer ihrer Schriftsteller, Rousseau, verschuldet, ein elender Ketzer, der antisoziale Gedanken hatte und die törichtesten Dinge behauptet hat. Er hat behauptet, alle Frauen hätten die gleichen Rechte und die gleichen Eigenschaften, man müsse den Gesetzen der Natur folgen; als wenn die Frau eines spanischen Granden, als wenn du und ich irgend etwas mit einer Frau aus dem Volke gemeinsam hätten! Seitdem haben die Damen der Gesellschaft ihre Kinder selbst gestillt, ihre Töchter erzogen und das Haus gehütet. Auf diese Weise hat das Leben sich so kompliziert, daß das Glück fast unmöglich geworden ist“.

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2 Gedanken zu “Der Ehekontrakt, Teil III

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