Skizze eines Geschäftsmannes

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Nach mehreren dicken Bänden mal wieder eine sehr kurze Erzählung, in der es um Geld geht. Das ist ja überhaupt das liebste Thema Balzacs, im Leben wie in der Kunst. Er hatte nie genug, obwohl er Unsummen verdiente. Hauptsächlich wegen seiner kuriosen Arbeitsweise. Statt den Druckereien fertige Manuskripte zu schicken, dokterte er an den Korrekturbögen herum, die dann komplett neu gesetzt werden mussten. Da er das oft fünf- bis zehnmal wiederholte, stellten die genervten Drucker ihm den immensen Mehraufwand in Rechnung. Wofür dann ein Großteil der Vorschüsse draufging. Balzac schrieb im Grunde also nur, um sich das Weiterschreiben leisten zu können.
Was für einen Geschäftsmann haarsträubend klingen mag, erscheint einem als Künstler durchaus verständlich. Schließlich hat man selbst bereits einen guten Teil des Ratgeber-Vorschusses im Bierbrunnen vertrunken, um sich selbst in die Lage zu setzen, den Ratgeber schreiben zu können.

BAND 56: Skizze eines Geschäftsmannes

Eine Erzählung für krasse Balzac-Nerds. Figuren, die man nur als Balzac-Nerd kennt, reden über andere Figuren, die man nur als Balzac-Nerd kennt. 24 Seiten lang tun sie das, wie gesagt, geht es um Geld, Wechsel, Schulden, dies das, was in etwa so klingt: „die Summe, die einer der klagenden Gläubiger bei einem der Schuldner beschlagnahmt, kann Gegenstand einer ähnlichen Beschlagnahme seitens aller anderen Gläubiger werden. Was tut das Gericht, bei dem alle Gläubiger Befriedigung ihrer Ansprüche verlangen? Es teilt die beschlagnahmte Summe zwischen ihnen.“
Klar, was denn sonst? Im Übrigen ist man der Meinung, dass Karthago verschont werden sollte.

Beste (bzw. einzig wirklich gute) Stelle:

Wenn die Lorette Malaga sich darüber beschwert, dass die Hutmacherin zwanzig Francs von ihr will: „Sie wußte nicht, daß wir niemals zwanzig Franken haben. Man hat tausend Franken, man läßt fünfhundert Franken von seinem Notar holen, aber zwanzig Franken habe ich nie gehabt. Vielleicht hat meine Köchin oder meine Zofe zwanzig Franken. Ich für meinen Teil habe nur Kredit, und den würde ich verlieren, wenn ich mir zwanzig Franken pumpte.“

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2 Gedanken zu “Skizze eines Geschäftsmannes

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