BAND 55: Tante Lisbeth, S. 596 – 647
Todtäuschers Tante stachelt den eifersüchtigen Brasilianer dermaßen an, dass er zum Äußersten greift: Er infiziert Valerie und Crevel mit einer seltenen, unheilbaren Tropenkrankheit, die die Balzac-typische Höchststrafe nach sich zieht: körperliche Entstellung: „Sie ist völlig entstellt. Sie sieht ekelhafter aus wie ein Aussätziger. Schwären eitern und stinken am ganzen Körper. Sie ist sich selber zum Ekel. Sie müssen bedenken, daß die Schmerzen nicht unerträglich sind. Man kann also mit klarem Bewußtsein sich betrachten und mit ansehen, wie Stück um Stück vom Körper zerfressen wird.“ Die Hulot-Kinder freuen sich über diese gerechte Entwicklung, werden aber natürlich von ihrer frommen Frau Mutter ermahnt. Man hält es da mehr mit den Hulot-Kindern, auch nachdem Valerie und Crevel krepiert sind. Lange genug hat man sich deren Spielchen bieten lassen müssen (etwa 350 Seiten lang, was einer Woche entspricht), nun ist Ruhe im Karton.
Alles scheint sich einem glücklichen Ende zuzuwenden. Wenzeslaus kehrt zu Hortense zurück, die Familie hat wieder Geld, Tante Lisbeth geht ein: „Sie litt unter der Ohnmacht, keine Ränke mehr schmieden zu können, und zerfaserte ihren Körper mit heftigen Wutausbrüchen. Ihr Zustand verschlimmerte sich derartig, daß ihr der Doktor Bianchon noch höchstens acht Tage Frist gab. Sie unterlag aber dem Kampf zwischen Ohnmacht und Haßsucht noch früher.“
Sogar die Baronin droht zum Ende noch froh zu werden: Sie findet den alten Hulot (natürlich bei einer minderjährigen Sexsklavin) und holt ihn in den Schoß der Familie zurück. Alle sind sich sicher, dass der über 80jährige Greis seine Libido endlich im Griff hat. Bis man ihn mit dem erstbesten, nicht mal hübschen Zimmermädchen erwischt: „Um das gemachte Sträuben dieser rauchenden Fleischmasse zu brechen, keuchte der Baron: ,Agathe… meine liebe… süße Kleine… warum willst du mich nicht erhören? Sieh mal, meine Frau wird nicht mehr lange leben, und dann wirst du Baronin.‘“
Von diesem letzten Schlag erholt sich die arme Baronin nicht mehr, sie stirbt und haucht ihrem nutzlosen Gatten den ersten und einzigen Vorwurf ins Ohr. Den nimmt er sich so zu Herzen, dass er die dicke Agathe heiratet und mit ihr aufs Land zieht. Ende.
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